Der Ernst der Lage

Intensiv begleitete ich vor der Bundestagswahl 2021 im Hintergrund den Hungerstreik junger Aktivisten in Berlin. Zunächst vermittelte zwischen ihnen und den KanzlerkandidatInnen, aber auch der Öffentlichkeit: Ihnen wurde Übertreibung und Erpressung vorgeworfen. Diesen Vorwurf widerlegte auf meine Bitte Deutschlands prominentester Klimaforscher, Prof. Dr. Hans Joachim Schellnhuber in seinem Offenen Brief an die Aktivisten vom 22.9.2021, in denen er ihnen in der Sache recht gibt, ihnen den Rücken stärkt und dennoch bittet, ihre Aktion zu unterbrechen – was anschließend die meisten auch tun. Die Begleitung dieses Hungerstreiks, der nach 27 Tagen ohne Essen und 7 Stunden ohne Trinken Henning Jeschke beinahe das Leben kostete, gehört zu den größten Privilegien meines Lebens. Foto (c) Timo Knorr.

Klimagerechtigkeit – Climate Justice

Der Klimawandel ist in vollem Gang, immer wieder gibt es aber Ausflüchte, sich ihm nicht zu stellen (Corona! Ukraine Krieg!) oder nur Teilbereiche anzugehen (statt Wachstum jetzt "Grünes Wachstum"). Schaut man, wer aufgrund gedankenloser Ausbeutung bislang am meisten zum Klimawandel beigetragen hat, kann man nicht von einer "gemeinsamen Verantwortung" sprechen, wie es etwa der Fall wäre, wenn aus dem Weltall ein Meteorit auf der Erde einschlagen würde. So, wie der Klimawandel sich geschichtlich entwickelt hat und heute auswirkt, handelt es sich um ein Gerechtigkeitsproblem mit einer klaren Verantwortung bei reichen Privatpersonen, Konzernen und Ländern.

Es ist zu befürchten, dass der Klimawandel diese Ungerechtigkeit verstärkt: Unsere Partner warnen beispielsweise schon jetzt, dass aufgrund des Hungers westlicher Industriestaaten nach Elektromobilität im Bereich des Abbaus von Rohstoffen, Metallen, seltenen Erden usw. eine Katastrophe für die einheimische Bevölkerung droht: Um die rapide steigende Nachfrage bedienen zu können, gerät deren Lebensraum und der Schutz von deren Rechten zunehmend unter die Räder. Entsprechend setzen sich Jesuiten in Afrika und Deutschland für eine umfassende Behandlung von Klimagerechtigkeit mit seiner sozialen und ökologischen Komponente ein, sowohl im Kontakt mit kirchlichen Akteuren als auch mit nicht-kirchlichen, wie etwa dem BUND oder der FridaysForFuture Bewegung, mit denen hier in Nürnberg ein bundesweit einmaliges Forderungspapier zur kommunalen Transformation erarbeitet wurde.

Viele kommunale Initiativen scheitern an rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen, weshalb sich die auf die bayerische Staatsregierung zielende Kampagne "WirTransformierenBayern" anschloss und bis Ende der bayerischen Landtagswahl 2023 aktiv war.